FCI - Standard Nr. 143 / 14.
02. 1994 / D
DOBERMANN
URSPRUNG : Deutschland.
DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL- STANDARDES : 14. 02.
1994.
VERWENDUNG : Begleit-, Schutz- und Gebrauchshund.
KLASSIFIKATION FCI: Gruppe 2 : Pinscher und Schnauzer,
Molosser und Schweizer
Sennenhunde
Sektion 1 : Pinscher und Schnauzer
Mit Arbeitsprüfung.
KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS : Die Rasse Dobermann führt als einzige
deutsche Rasse den Namen ihres ersten bekannten Züchters Friedrich
Louis Dobermann (2.1.1834 - 9.6.1894). Nach der Überlieferung war
er Steuereintreiber, Abdeckereiverwalter und nebenbei städtischer
Hundefänger, mit dem gesetzlichen Recht alle frei umherlaufenden
Hunde einzufangen. Zur Zucht paarte er aus diesem Reservoir besonders
scharfe Hunde. Die bedeutendste Rolle bei der Bildung der Rasse Dobermann
spielten sicherlich die sogenannten „Fleischerhunde“ die
unter den damaligen Verhältnissen schon als eine relativ durchgezüchtete
„Rasse“ angesehen werden konnten. Diese Hunde waren eine
Art Vorläufer der heutigen Rottweiler vermischt mit einer Art Schäferhund,
der in Thüringen in schwarz mit rostroten Abzeichen vorhanden war.
Mit der hier aufgezählten Mischung von Hunden hat Dobermann in
den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gezüchtet.
Er erhielt dadurch „seine Rasse“, d.h. Gebrauchshunde, die
nicht allein wachsam sondern auch „mannfeste Hof- und Haushunde“
waren. Sie wurden viel als Hüte- und Polizeihunde eingesetzt. Die
zahlreiche Verwendung im Polizeidienst führte damals zu dem Beinamen
„Gendarmenhunde“. Bei der Jagd wurden sie überwiegend
zur Bekämpfung des Raubwildes benutzt. Unter den hier geschilderten
Voraussetzungen war es fast zwangsläufig, dass der Dobermann schon
zu Beginn dieses Jahrhunderts als Polizeihund offiziell anerkannt wurde.
Die Dobermannzucht erstrebt einen mittelgroßen, kräftigen
und muskulös gebauten Hund, der trotz aller Substanz in der Linienführung
des Körpers Eleganz und Adel erkennen lässt.
Er soll sich als Begleit-, Schutz- und Gebrauchshund sowie als Familienhund
in besonderem Masse eignen.
ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD : Der Dobermann ist mittelgroß, kräftig
und muskulös gebaut. Durch die elegante Linienführung seines
Körpers, die stolze Haltung, das temperamentvolle Wesen und den
Ausdruck von Entschlossenheit, entspricht er dem Idealbild eines Hundes.
WICHTIGE PROPORTIONEN : Der Dobermann erscheint im Gebäude fast
quadratisch, dies gilt besonders für die Rüden. Die Rumpflänge
(Brustbein bis Sitzbeinhöcker) soll die Widerristhöhe bei
Rüden um nicht mehr als 5% und bei den Hündinnen um nicht
mehr als 10% überschreiten.
VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN) : Der Dobermann ist im Grundwesen freundlich
und friedlich, in der Familie sehr anhänglich und kinderliebend.
Gefordert werden ein mittleres Temperament und eine mittlere Schärfe.
Weiterhin wird eine mittlere Reizschwelle gefordert. Bei einer guten
Führigkeit und Arbeitsfreude des Dobermann ist auf Leistungsfähigkeit,
Mut und Härte zu achten. Bei angepasster Aufmerksamkeit gegenüber
der Umwelt ist auf Selbstsicherheit und Unerschrockenheit besonders
Wert zu legen.
Dobermann KOPF
Dobermann OBERKOPF : Kräftig, zum Gebäude passend. Von oben
gesehen entspricht der Kopf einem stumpfen Keil. Die Querlinie des Scheitels
soll von vorne gesehen annähernd waagrecht verlaufen, also nicht
zu den Ohren abfallen. Die fast gerade in Fortsetzung zum Nasenrücken
verlaufende Scheitelbeinlinie fällt zum Nacken in leichter Rundung
ab. Die Augenbrauenbögen sind gut entwickelt, ohne hervorzutreten.
Die Stirnfurche ist noch sichtbar. Das Hinterhauptbein soll nicht auffällig
sein. Von vorn und oben betrachtet dürfen die Seitenflächen
des Kopfes nicht ausladend (backig) wirken.
Die seitliche leichte Wölbung des Oberkiefers und der Jochbeine
müssen in Harmonie zur Gesamtlänge des Kopfes stehen. Die
Muskeln des Kopfes sind kräftig entwickelt.
Stop : Der Stirnabsatz ist gering, aber deutlich erkennbar ausgebildet.
Dobermann GESICHTSSCHÄDEL :
Dobermann
Nasenschwamm : Nasenkuppe gut ausgebildet, mehr breit als rund und mit
großen Öffnungen, ohne insgesamt hervorzutreten. Bei schwarzen
Hunden ist sie schwarz, bei braunen entsprechend mit eine helleren Tönung
angepasst.
Dobermann Fang : Der Fang muss im richtigen Verhältnis zum Oberkopf
stehen und kräftig entwickelt sein. Der Fang ist tief, die Mundspalte
soll weit bis zu den Molaren reichen. Eine gute Fangbreite muß
auch im Bereich der oberen und unteren Schneidezähne vorhanden
sein.
Dobermann Lefzen : Sie sollen fest und glatt an den Kiefern liegen und
einen straffen Verschluss der Mundspalte gewährleisten. Dunkle
Pigmentierung, bei braun etwas hellere Tönung.
Dobermann Kiefer / Zähne : Kräftiger, breiter Ober- und Unterkiefer.
Scherengebiss, 42 Zähne entsprechend dem Zahnschema, normale Größe.
Dobermann Augen : Sie sind mittelgroß, oval und von dunkler Farbe.
Bei braunen Hunden ist eine etwas hellere Tönung erlaubt. Gut anliegende
Augenlider. Lidrand behaart.
Dobermann Ohren : Das hoch angesetzte Ohr wird aufrecht getragen und
ist auf eine im Verhältnis zum Kopf passende Länge geschnitten.
Soweit in einem Land Kupierverbot besteht, wird gleichrangig das unkupierte
Ohr anerkannt. (Gewünscht mittelgroß und mit dem vorderen
Rand glatt an den Wangen anliegend).
Dobermann HALS : Im Verhältnis zum Körper und Kopf von guter
Länge. Er ist trocken und muskulös. Die Linienführung
ist aufsteigend und gefällig gebogen. Seine Haltung ist aufrecht
und zeigt viel Adel.
Dobermann KÖRPER :
Dobermann Widerrist : Er soll besonders bei den Rüden in Höhe
und Länge hervortreten und dadurch der Rückenlinie den von
der Kruppe her ansteigenden Verlauf bestimmen.
Dobermann Rücken : Kurz und fest, von guter Breite und gut bemuskelt.
Dobermann Lendengegend : Von guter Breite und gut bemuskelt. Die Hündin
kann in der Lendenpartie etwas länger sein, da sie für das
Gesäuge Platz benötigt.
Dobermann Kruppe : Sie soll vom Kreuzbein in Richtung Rutenansatz gering,
also kaum wahrnehmbar abfallen; wirkt somit gut abgerundet, ist weder
gerade noch auffällig abfallend. Gute Breite mit starker Muskulatur.
Dobermann Brust : Die Brustlänge und –tiefe muß im
richtigen Verhältnis zur Rumpflänge stehen, dabei soll die
Tiefe mit leicht gewölbten Rippen annähernd die Hälfte
der Widerristhöhe erreichen. Die Brust ist von guter Breite und
nach vorn besonders ausgeprägt (Vorbrust).
Dobermann Untere Profillinie und Bauch : Vom Ende des Brustbeins zum
Becken ist die Bauchdecke deutlich aufgezogen.
Dobermann RUTE : Sie ist hoch angesetzt und kurz kupiert, wobei zwei
Rutenwinkel sichtbar erhalten bleiben. In Ländern, in denen der
Gesetzgeber ein Rutenkupierverbot erlassen hat, kann die Rute naturbelassen
bleiben.
Dobermann GLIEDMASSEN
VORDERHAND :
Dobermann Allgemeines : Die Vorderläufe stehen von allen Seiten
gesehen fast gerade, d.h. senkrecht zum Boden und sind kräftig
ausgebildet.
Dobermann Schultern : Das Schulterblatt liegt fest dem Brustkorb an,
ist beiderseits der Schulterblattgräte gut bemuskelt und überragt
oben die Dornfortsätze der Brustwinkel. Möglichst schräg
und gut zurückgelagert, beträgt der Winkel zur Waagerechten
ca. 50°.
Dobermann
Dobermann Oberarm : Gute Länge mit guter Bemuskelung, Winkel zum
Schulterblatt etwa 105° - 110°.
Dobermann Ellenbogen : Gut anliegend, nicht ausdrehend.
Dobermann Unterarm : Kräftig und gerade, gute Bemuskelung. Länge
in Harmonie zum Gesamtkörper.
Dobermann Vorderfußwurzelgelenk : Kräftig.
Dobermann Vordermittelfuß : Knochen kräftig, von vorn gesehen
gerade, von der Seite nur angedeutete Schrägstellung (höchstens
10°).
Dobermann Vorderpfoten: Die Pfoten sind kurz und geschlossen. Die Zehen
sind nach oben gewölbt (Katzenpfoten); Nägel kurz, schwarz.
HINTERHAND :
Dobermann Allgemeines : Von hinten betrachtet wirkt der Dobermann auf
Grund seiner ausgeprägten Beckenmuskulatur in Hüfte und Kruppe
breit und abgerundet. Die vom Becken zum Ober- und Unterschenkel verlaufenden
Muskeln ergeben eine gute Breitenentwicklung auch im Oberschenkelbereich,
in der Kniegegend und am Unterschenkel. Die kräftigen Hinterläufe
sind gerade und stehen parallel.
Dobermann Oberschenkel : Gute Länge und Breite mit starker Bemuskelung.
Gute Winkelung am Hüftgelenk. Winkelung zur Horizontalen etwa 80°
- 85°.
Dobermann Knie : Das Kniegelenk ist kräftig und wird vom Ober-
und Unterschenkel sowie der Kniescheibe gebildet. Der Kniewinkel beträgt
etwa 130°.
Dobermann Unterschenkel : Mittellang, in Harmonie zur Gesamtlänge
der Hinterhand.
Dobermann Sprunggelenk : Mittelkräftig, parallel. Die Unterschenkelknochen
verbinden sich im Sprunggelenk mit dem Mittelfußknochen (Winkel
ca.140°).
Dobermann Hintermittelfuß : Er ist kurz und steht senkrecht zum
Boden.
Dobermann Hinterpfoten: Wie die Vorderpfoten sind auch die Zehen der
hinteren Gliedmassen kurz, gewölbt und geschlossen. Nägel
kurz, Schwarz.
Dobermann GANGWERK : Das Gangwerk ist sowohl für die Leistungsfähigkeit,
als auch für das Exterieur von besonderer Bedeutung. Der Gang ist
elastisch, elegant, wendig, frei und raumgreifend. Die Vorderläufe
schwingen möglichst weit vor. Die Hinterhand gibt weitausgreifend
und federnd die erforderliche Schubkraft. Der Vorderlauf der einen und
der Hinterlauf der anderen Seite werden zugleich nach vorne geführt.
Gute Festigkeit des Rückens, der Bänder und Gelenke.
Dobermann HAUT : Die Haut liegt überall straff an und ist gut pigmentiert.
HAARKLEID
Dobermann HAAR : Das Haar ist kurz, hart und dicht. Es liegt fest und
glatt an und ist gleichmässig über die ganze Oberfläche
verteilt. Unterwolle ist nicht statthaft.
Dobermann FARBE : Die Farbe ist schwarz oder braun mit rostrotem, scharf
abgegrenztem und sauberem Brand. Der Brand befindet sich am Fang, als
Fleck auf den Backen und oberhalb der Augenbrauenbögen, an der
Kehle, zwei Flecken auf der Brust, an den Mittelfüssen und Pfoten,
an den Innenseiten der Hinterschenkel, am After und Sitzbeinhöcker.
GRÖSSE UND GEWICHT :
Widerristhöhe : Rüden : 68 – 72 cm.
Hündinnen: 63 – 68 cm.
Jeweils Mittelgrösse erwünscht.
Gewicht : Rüden : ca. 40 – 45 kg.
Hündinnen: ca. 32 – 35 kg.
FEHLER : Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler
angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad
der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit
und das Wohlbefinden des Hundes zu beachten ist.
* Allgemeines Erscheinungsbild: Mangelndes Geschlechts-gepräge.
Wenig Substanz, zu leicht, zu schwer, hochgestellt, schwache Knochen.
* Kopf: Zu Kräftig; zu schmal, zu kurz, zu lang, zu viel/zu wenig
Stop, Ramsnase, stark abfallende Scheitelbeinlinie, schwach ausgebildeter
Unterkiefer, rundes oder Schlitzauge, helles Auge, zu starke Backen,
nicht anliegende Lefzen, offenes- zu tief liegendes Auge, zu hoch oder
zu tief angesetzte Ohren; offene Maulwinkel.
* Hals: Etwas kurz, zu kurz, übermässig entwickelte Kehlhaut,
Wamme, Hirschhals, zu lang (unharmonisch).
* Körper: Rücken nicht fest, abfallende Kruppe, Senkrücken,
Karpfenrücken, zu wenig oder zuviel Rippenwölbung, nicht genügend
Brusttiefe bzw.-breite, Rücken insgesamt zu lang, fehlende Vorbrust,
zu hoch oder zu tief angesetzte Rute, Bauchlinie zu wenig / zu stark
aufgezogen.
* Gliedmassen: Zu wenig oder zuviel Winkelung der Vorder- bzw. Hinterhand,
Ellenbogen lose, vom Standard abweichende Lage und Länge der Knochen
und Gelenke, zehenenger und zehenweiter Stand, kuhhessiger/fassbeiniger
und enghessiger Stand der Hinterhand, offene oder weiche Pfoten, verkümmerte
Zehen, helle Nägel.
* Haarkleid: Zu heller, nicht scharf abgegrenzter, unsauberer (rußiger)
Brand, zu dunkle Maske, grosse schwarze Flecken an den Läufen,
kaum sichtbare oder auch zu grosse Brustflecken. Langes, weiches, glanzloses
und welliges Haar sowie haararme und kahle Stellen. Größere
Haarwinkel besonders am Körper, sichtbare Unterwolle.
* Wesen: Mangelnde Selbstsicherheit, zu hohes Temperament, zu hohe Schärfe,
zu niedrige oder zu hohe Reizschwelle.
* Grösse: Abweichende Grössen vom Standardmass bis 2 cm sind
durch Herabsetzung im Formwert zu ahnden.
* Gangwerk: Wackeliger, trippelnder, unfreier Gang und Passgang.
AUSSCHLIESSENDE FEHLER :
* Wesen : Ängstliche, nervöse und aggresive Hunde.
* Allgemeines: Ausgesprochene Umkehrung des Geschlechtsgepräges.
* Auge: Gelbes Auge (Greifvogelauge)? Verschiedenfarbige Augen.
* Gebiss: Vorbiss, Zangengebiss, Rückbiss und Zahnunterzahl nach
dem Zahnschema.
* Haarkleid: Weisse Flecken, ausgesprochen lang und wellhaarige Hunde,
ausgesprochen dünne Behaarung und grössere Kahlstellen.
* Grösse: Hunde die mehr als 2 cm von dem Standardmass nach unten
oder oben abweichen.
Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen
aufweisen, müssen disqualifiziert werden.
N.B. : Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte
Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
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